Das Projekt hat sich von einem Sportangebot für Kinder und Jugendliche hin zu einem Integrations- und schließlich zu einem offenen Jugendhilfeprojekt entwickelt. Die zahlenmäßige Entwicklung wuchs mit Ausnahme der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen gleichmäßig. Der wesentliche Faktor der quantitativen Entwicklung ist die Empfehlung unter Freunden: Teilnehmende, denen die Atmosphäre vor Ort gefällt, bringen Geschwister oder Schulfreunde mit. Limitiert ist die Reichweite des Projekts momentan allein durch die zu kleine Betreuungsstätte und die begrenzten personellen Kapazitäten.
Für die qualitative Entwicklung der Projektarbeit ist entscheidend, dass das Projektteam bemüht ist, an den Ansprüchen seiner Teilnehmenden zu wachsen. Die Bildung eines dreiköpfigen Teams im Jahr 2018 ermöglichte die Zuteilung von Zuständigkeiten und Aufgabenbereichen – im Wesentlichen der Projektadministration, der sportlichen Betreuung und der pädagogischen Begleitung. Sowohl im pädagogischen als auch im sportlichen Bereich bildet sich das Team fort; einerseits um die Qualität der Arbeit weiterzuentwickeln, andererseits, weil es in der praktischen Arbeit die Erfahrung gemacht hat, dass die Teilnehmenden das Fachwissen des Teams zu schätzen wissen und respektieren. Auch dem Boxverband ist die Entwicklung in Potsdam nicht verborgen geblieben und er ernannte den USV im Jahr 2023 zum Landesstützpunkt Boxen. Von Seiten des Departments für Sport- und Gesundheitswissenschaften der Universität Potsdam unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat die Projektentwicklung.
Im Rahmen der Qualitätssicherung Erfolgt eine fortlaufende Erfassung der Teilnahme nach Alter, Geschlecht, ggf. Migrationshintergrund, Einzelfallmanagement und anhängendem Strafverfahren. Das Projektteam findet sich 14-tätig zu Teamtreffs zusammen, um die Wirkweise der Projektarbeit zu reflektieren, Einzelfälle zu besprechen und ggf. die Angebotsstruktur an den sich wandelnden Bedarf anzupassen. Rückmeldungen hinsichtlich der Projektwirkung bekommt das Team regelmäßig von Teilnehmenden selbst, deren Eltern oder Familienmitgliedern, von Sozialarbeiter- oder LehrerInnen. Die Projekttage an Schulen zum Thema Gewalt, Gewaltformen und deren Prävention werden in einer Anzahl angefragt, die das Projektteam kapazitätsbedingt nicht bedienen kann.
Zentrale Herausforderungen des Projekts sind seit Beginn die Finanzierung sowie die beschränkten räumlichen Kapazitäten. Da das Projekt aus der Nachfrage erwachsen ist und nicht aufgrund einer kommunalen Ausschreibung, waren zu Beginn keine finanziellen Mittel gegeben. Noch heute, im Jahr 2024, begreift sich das Projekt als ein soziales Start-Up, das permanent mit der Akquise finanzieller Mittel beschäftigt ist, um den Betrieb aufrecht zu erhalten und den Mitarbeitenden ein faires Einkommen und eine Perspektive für ihre Stellen zu bieten. Als schwierig erwies sich der Wechsel aus der Ehrenamtlichkeit in die Hauptamtlichkeit, der nur über Kompromisse in Form von Teilzeitstellen möglich wurde. Ferner stellte sich der Übergang von privaten Fördermitteln wie die der Aktion Mensch zur kommunalen Regelförderung als sehr herausfordernd dar. Zunächst war die Zuständigkeit seitens der Stadtverwaltung unklar, da das Projektkonzept einer sportlichen Jugendsozialarbeit zwischen den Bereichen Sport einerseits und Jugendhilfe andererseits nicht verortet werden konnte. Hinzu kam, dass die Übernahme eines neuen Projekt wie FAIR in die Regelförderung als eine Konkurrenz für bereits bestehende und geförderte Projekte angesehen wurde und deswegen auf die Ablehnung etablierter Träger stieß.
Die Suche nach einer geeigneten Betreuungsstätte in Potsdam ist deswegen schwierig, weil die Stadt ein begehrter und schnell wachsender Wohnort ist: Es gibt im Grunde keinen Leerstand oder kommunale Immobilien, die für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt werden könnten. Die Anmietung von Gewerbeflächen zu diesem Zweck wiederum erfordert ein deutlich höheres Projektbudget. FAIR nutzt für seine Arbeit aktuell einen Seminarraum der Universität und mietet im Jahr 2024 zudem eine kleine Gewerbefläche an, die es für den Sportzweck mit Eigenmitteln ausbaut. Wünschenswert für die Projektarbeit wäre eine Betreuungsstätte, das dem breiten Anforderungsspektrum gerecht würde, in der also sportartgerecht trainiert werden kann, ausreichend Platz für die hohe Nachfrage besteht und es ferner Raum für den Aufenthalt Jugendlicher vor und nach den Trainings und für die pädagogische Betreuung gibt.
In dieser Vision einer Betreuungsstätte könnte das Projekt sein volles Potential entfalten und 500–600 Teilnehmende betreuen. Im Sinne eines Mehrgenerationenhauses würde das Projektteam Kinder und Jugendliche verstärkt mit älteren Generationen in Kontakt bringen.
Eine weitere Herausforderung ist die Personalsuche im pädagogischen bzw. erzieherischen Bereich. Es gibt zu wenige Fachkräfte, zudem liegen die Präsenz-Arbeitszeiten bei FAIR vornehmlich in den Nachmittags- und Abendstunden und auch die Anteile der Wochenendarbeit erscheinen eher unattraktiv. Die Betreuungsarbeit ist sehr intensiv und zudem können die Arbeitsverträge nur befristet ausgestellt werden, da die Fortfinanzierung der Projektarbeit jährlich neu gesichert werden muss.
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